Stellungnahme zur Demo in Kandel
Liebe Bürgerinnen und Bürger, liebe Kandeler,
als südpfälzischer Bundestagsabgeordneter und Kommunalpolitiker des Landkreises Germersheim, doch insbesondere als Mensch, Bürger und Familienvater, beschäftigt mich das Gewaltverbrechen an Mia aus Kandel seit Anfang an. Einfache Antworten auf Fragen hinsichtlich Schuld, Verantwortung und Konsequenz dieser schrecklichen Tat, gibt es schlichtweg nicht. Deshalb und vor allem aus Rücksichtnahme und Respekt der Angehörigen, hätte ich mir eine sachliche und vor allem diskrete Aufarbeitung gewünscht. Es kam bekanntermaßen anders.
Die Vereinnahmung dieser Tat durch Akteure verschiedenster politischer und gesellschaftlicher Strömungen, machen eine angemessene Aufarbeitung nur schwer möglich. Aus persönlicher Überzeugung lehne ich deshalb eine Instrumentalisierung der Straftat als solche ab. Dennoch habe ich mich entschieden, dem Aufruf der Kandeler Bürgerinnen und Bürger einmalig zu folgen. Als Abgeordneter der Freien Demokraten gilt ihnen meine Solidarität. Eine Vereinnahmung meines Engagements durch andere Verbände oder Organisationen lehne ich jedoch entschieden ab.
Auch am pauschalen Abstempeln in politische Lager werde ich mich nicht beteiligen. Denn Ängste, Sorgen und selbst Vorurteile müssen gewählte Volksvertreter ernst nehmen und nicht brandmarken. Stigmatisierungen und politische Inanspruchnahme solcher Gewaltverbrechen sind abzulehnen. Dies gilt für beide Seiten. Bunte Luftballons sind in Kandel, an dem Ort an dem einem jungen Menschen sinnlos das Leben genommen wurde, aus meiner Sicht genau so fehl am Platz, wie beispielsweise „Ausländer raus“ rufe.
Ich fordere daher alle Beteiligten auf, den Diskurs aufzunehmen und diesen wieder von den Straßen und Bahnhofsplätzen in die Parlamente und Sitzungssäle zu verlegen.
Mario Brandenburg