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Pressebericht: Süddeutsche Zeitung: „Fünf Lehren aus der Corona-Warn-App“

Zum 1. Geburtstag der Corona-Warn-App hat die Süddeutsche Zeitung gefragt, ob die App ein Erfolg ist und was die Lehren aus diesem Digitalisierungsprojekt sind.

Für mich ist klar, dass die Corona-Warn-App ein tolles Beispiel ist, dass digitale Innovationen Probleme in der Gesellschaft mit verbessern können. Die größte Kritik in Richtung Bundesregierung ist und bleibt jedoch das

„halbherzige Abholen der Menschen durch eine zu kurz gegriffene Kommunikationsstrategie“

Süddeutsche Zeitung

Pressestatement: Kontaktverfolgungs-Apps brauchen Level-Playing-Field!

“Digitale Technologien unterstützen den Kampf gegen die SARS-CoV-2-Pandemie und können dazu beitragen, dass ein geregeltes Leben mit der Pandemie möglich wird. Besonders jetzt, wo Apps das Öffnen von Geschäften und den Besuch von Museen oder Clubs ermöglichen soll, braucht es effektive, benutzerfreundliche und datensparsame Anwendungen. Jedoch darf dabei das Feld nicht nur einem Anbieter zur Kontaktverfolgung überlassen werden. Ein quasi staatlich verordnetes Monopol hätte massive Auswirkungen auf die digitale Innovationskraft in der Pandemiebekämpfung. Deshalb muss die Bundesregierung mit einer sicheren, technologieneutralen Infrastruktur ein Level-Playing-Field für alle Kontaktverfolgungs-Apps schaffen. 

Das öffentliche Fachgespräch hat gezeigt, dass eine gute Chance hierfür das offene IRIS-Gateway ist. Dies fungiert als Schnittstelle zwischen verschiedenen Checkin-Apps, sodass sich die Bürger:innen mit allen Apps in Geschäfte einchecken können und die QR-Codes interoperabel werden. Die Bundesregierung hätte bereits früher und deutlicher ihre Führungsrolle wahrnehmen müssen und sich für eine interoperable Lösung starkmachen müssen. Stattdessen wurde ein Anbieter hofiert, der nun eine Monopolstellung in vielen Bundesländern inne hat.  

Wir Freie Demokraten fordern deshalb Technologieoffenheit und den Wettbewerb um die beste Lösung zu fördern. Denn eine effektive Kontaktverfolgungs-App darf es nicht nur für die Bürger:innen geben, denen Datenschutz weniger wichtig ist.” 

Pressestatement: Corona-Warn-App mit flexiblen Datenpaketen weiterdenken!

Seit dem 16. Dezember 2020 steht das öffentliche Leben in Deutschland durch einen erneuten Lockdown still – auch, weil der digitale Kampf gegen die SARS-CoV-2-Pandemie ausgesetzt wurde. Als Sinnbild hierfür steht die verschlafene Weiterentwicklung der Corona-Warn-App (CWA), die als innovatives digitales Hilfsmittel im Kampf gegen die Pandemie gestartet war. Als Lehre daraus müssen wir jetzt die digitale Pandemiebekämpfung nicht nur konsequent weiterdenken, sondern auch die Bevölkerung einbinden. Dies gelingt nur, wenn wir die unterschiedliche Bereitschaft zur Datenweitergabe berücksichtigen. Dafür soll es, je nach gewünschten Funktionsumfang der NutzerInnen, ein leicht verständliches Stufenmodell, ähnlich der Mobilfunktarife “S”, “M”, “L” und “XL”, zur freien Wahl geben. Ich fordere die Bundesregierung in diesem Kontext dazu auf, ihre wertvollen Ressourcen, wie das Bundesamt für Cybersicherheit in der Informationstechnik (BSI) oder den Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI), zu nutzen, um sich als agiler und vertrauenswürdiger Berater zu verstehen und zu etablieren. 

In der Basisvariante “S” bleibt die CWA weiterhin ein lediglich datensparsames Warninstrument wie momentan. In einer mittleren Variante “M” werden weitere Daten erhoben, um beispielsweise Cluster zu erkennen oder sogenannte „Check Ins“ über einen QR-Code zu ermöglichen. Dies beendet zum Beispiel die aus Datenschutzsicht bedenkliche Zettelwirtschaft beim Besuch eines Restaurants, wenn das gesellschaftliche Leben erneut hochgefahren wird. In einer „L“ Variante wären auch zusätzliche auf GPS basierende Pandemiebekämpfungsmaßnamen denkbar. Eine „XL“ Variante könnte beispielsweise eine automatische Datenspende zu Forschungszwecken beinhalten, um freiwillig wichtige Informationen für künftige Pandemien zu liefern. 

Die Bereitstellung dieses Funktionsumfangs durch die Bundesregierung kann durch Anpassung der aktuellen CWA oder durch die Empfehlung weiterer Apps geschehen. Elementar ist, dass immer ausschließlich auf Open Source sowieso OPT-IN Mechanismen gesetzt wird, um das Vertrauen der Bevölkerung nicht zu verspielen. Wir brauchen daher dringend eine transparente, modulare und nutzerzentrierte Weiterentwicklung unserer digitalen Pandemiebekämpfungsmaßnahmen.

Newsletter Berlin

Liebe Leserinnen und Leser,

und wieder ein Monat rum. Der Sommer steht vor der Tür und wir dürfen nicht in die Ferien, zumindest nicht so wie sie es sonst Jahr für Jahr machen. Flüge sind immer noch größtenteils gestrichen, Hotels in beliebten Urlaubsländern sind dicht und nur wenige an Deutschland angrenzende Länder dürfen besucht werden. Ein Europa ohne Grenzen? Ein Konzept der Vergangenheit scheint es manchmal. Denn wenn der Bundesinnenminister in einer Pressekonferenz die Grenzöffnung verkündet, obwohl eigentlich die Freizügigkeit im Schengenraum gilt, ist es erstaunlich, wie schnell sich unsere Regierung von den europäischen Grundfreiheiten verabschiedet hat.

Aber der Mai brachte zu Beginn auch Erfreuliches! Er startete nicht nur mit einer Sitzungswoche, sondern endlich auch mit der Verkündung von  Lockerungen im deutschen Corona-Lockdown. Wochenlang hatten Betriebe auf Perspektiven aus Berlin gehofft! Pustekuchen! Viel zu lang hat Berlin zentral entschieden, was der richtige Weg für die gesamte Bundesrepublik ist. Sinnvoller wäre es gewesen, wenn von Anfang an die Einhaltung von Abstands- und Hygieneregeln überprüft worden wäre, anstatt komplette Branchen dicht zu machen. Ich kann nur hoffen, dass es für Regionen, die niedrige Fallzahlen haben, ein progressiveres Konzept möglich sein wird. Alles andere ist lebensfremd.

Seit Ausbruch der Pandemie gab und gibt es viel Tamtam rund um die Corona-App. Die hat es selbstverständlich immer noch nicht auf den Markt geschafft. Warum? Weil sich die Regierung drum kümmert und wie wir wissen, klappt technologisch einfach regelmäßig nichts. Man überlegt, verspricht, verkündet, aber am Ende sitzen zu viele Vollblut-Theoretiker am Tisch. Sauberes Projekt, Controlling oder gar Meilensteine? Fehlanzeige! Dafür dann lieber ein öffentlicher Richtungsstreit in der Wissenschaft und ein paar Kontrollphantasien der CDU, was man alles Tolles mit den Daten der Bürgerinnen und Bürger machen könnte.

Auch Frank Thelen hat zurecht kürzlich kritisiert, dass wir mit der App ewig nicht vorangekommen sind. Das Ergebnis ist, dass wir jetzt überall auf Papier unsere Kontaktdaten hinterlassen. Ohne jede Möglichkeit, unser Recht auf Löschen mal durchsetzen zu können. Wenn der work around schlimmer ist als die umgangene Herausforderung, dann wurde von vornherein nicht koordiniert und zu Ende gedacht.

In einer der sitzungsfreien Mai-Wochen hatte ich erneut die Ehre, dem jährlichen Podium der Nardini-Pflegeschule in Landau beizuwohnen. Als Techie freue ich mich jedes Jahr sehr auf die Gespräche mit den Pflege-Profis von heute und morgen. Dieses Mal sprachen wir unter anderem über die gesellschaftliche Wertschätzung des Pflegeberufs. Gerade zu Beginn des Corona-Ausbruchs wurde auf den Balkonen Deutschlands für die Pflegekräfte geklatscht. Die daraufhin von der Bundesregierung beschlossene Corona-Sonderzahlung für Pflegekräfte wurde in Landau aber kritisiert. Einige Schülerinnen und Schüler der Abschlussklasse konnten in keiner Weise nachvollziehen, wieso Altenpfleger jetzt eine Einmal-Zahlung erhalten, Krankenhauspfleger aber nicht. Verständlich! Generell kann es auch nicht das Ziel sein, hier mal einen Bonus zu geben und dann dort. Es braucht eine generelle Aufwertung dieses, für uns allen so wichtigen, Berufszweigs! Ich habe tiefen Respekt vor Jedem, der diesen Weg einschlägt, um anderen Menschen zu helfen. Danke.

Darüber hinaus  sprachen wir ein sehr emotionales Thema an, bei dem wir uns überwiegend einig waren: Sterbehilfe. Das Recht auf freie Selbstbestimmung des Menschen muss für einen Liberalen bis in den Tod gelten. Deswegen wurde das wegweisende Urteil des Bundesverfassungsgericht Anfang des Jahres von den Anwesenden begrüßt: Das allgemeine Persönlichkeitsrecht gilt bis in den Tod und umfasst eben auch das Recht auf selbstbestimmtes Sterben.

Ich fand es super, endlich wieder in den direkten Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern treten zu können. Und  mach es gleich nochmal! Falls Sie/ihr euch am 3. Juni um 22 Uhr noch nichts vorgenommen habt: SWR „mal ehrlich“ Bürgertalk einschalten! Es geht um Schule, Bildung und Digitalisierung in der Krise. Ich werde als Gast mit nötigem Hygienesicherheitsabstand vor Ort sein und mich den Fragen der Bürger stellen.

Zum Abschluss möchte ich für die Freien Demokraten in der Opposition eine Lanze brechen. Auch in Zeiten der Krise haben wir zu keinem Zeitpunkt aufgehört, Politik zu machen und die Regierung zu hinterfragen. Ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass wir die Krise nutzen können und gestärkt aus ihr hervorgehen können. Wenn Sie mögen/ihr mögt, lesen Sie/lest den von mir verfassten Gastbeitrag „Corona als Chance für Deutschland“.  Nur findet oppositionelle Arbeit nicht immer die ihr vielleicht zustehende mediale Aufmerksamkeit, aber dafür gibt’s ja auch den Newsletter 😉

https://www.msg.group/images/DIGITAL-INSIGHT/Digital_Insight_04_2020.pdf

In diesem Sinne, bleibt gesund und haltet durch!

Ihr / euer Mario!

Nächster Newsletter: 30.6.2020

Pressemeldung: Wie freiwillig soll die Corona-App sein?

Mario Brandenburg, MdB, technologiepolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion:

Was sagen Sie zu den Forderungen, dass App-Nutzer bevorzugt werden sollten?

„Wir sind ein Staat und kein Bonusmeilenprogramm. Die Forderung von Herrn Voss sind typisch für einen Vollblut-Theoretiker. Wie soll die Pizzeria um die Ecke meine aktuelle Betriebssystemversion inklusive installierter Apps kontrollieren? Selbst wenn man diese faktischen Hürden außer Acht ließe, ist die Diskussion immer noch Gift. Wenn der Staat auf die Hilfe seiner Bürger angewiesen ist, sollte er von ihnen so wenig wie nötig fordern. Die Bundesregierung hat den ersten Anlauf einer App gegen die Wand gefahren, da sie zu tief in die Privatsphäre der Menschen eindringen wollte. Beim zweiten Anlauf nun darüber zu philosophieren, wer noch Pizza essen gehen darf, macht es nicht besser.“

In der Schweiz sollte die App heute zur Verfügung stehen, aber da fehlt noch eine gesetzliche Regelung. Bei uns auch? 

„Wenn die App wirklich nur anonymisierte KontaktID’s temporär und dezentral traced und von den Nutzerinnen und Nutzern freiwillig installiert wird, ist eine gesetzliche Regelung aus meiner Sicht nicht nötig. Alle weiteren hypothetischen Gefahr-Szenarien der Bundesregierung müssen hintenanstehen. Die Regierung muss sich entscheiden, ob sie ein schnelles und effizientes Infektions-Tracing möchte oder ein bürgerrechtsfeindliches Big Data Projekt. Je nachdem für welchen Weg sich entschieden wird, braucht es ein Gesetz oder nicht.“

Hier geht es zum Artikel der Berliner Zeitung